Charakterstark bis zur Schmerzgrenze

Charakterstark bis zur Schmerzgrenze

Sascha Bukow war schon immer ein besonderer Polizeihauptkommissar: ein bisschen schmuddelig, leicht verplant, aber mit einem sicheren Gespür für alles Menschliche – sei es nun gut oder böse. Seine Ermittlungsmethoden unkonventionell zu nennen, wäre schon fast eine Untertreibung, aber irgendwie schaffte es der Bulle mit der familiären Direktleitung zur Rostocker Unterwelt immer, die Gesetzestreue über Wasser zu halten. Seine Kollegin Katrin König schwenkte im Laufe der Zeit auf seinen Kurs ein: Aus der korrekten Fallanalystin vom Landeskriminalamt wurde nach und nach der weibliche Part von Bonnie und Clyde der Polizeidienststelle Rostock – ein Vergleich, den die beiden in ihrem letzten groß(artig)en Dialog selbst bemühten.

tatort

Im letzten gemeinsamen Fall mit dem Titel „Keiner von uns“ holt Bukow und König ihre gemeinsame Vergangenheit in der Verbrechensbekämpfung ein: Um einen Serienfrauenmörder hinter Gitter zu bringen, hatte König einst Beweise manipuliert. Fatalerweise wusste der Beschuldigte nicht nur davon, sondern hatte auch ein Gespräch auf seinem Handy aufgezeichnet, das König eindeutig überführte und Bukow als Mitwisser entlarvte. Ausgerechnet der ehemalige Unterweltgangster Zoran Subocek erbte nach dem Tod des zufälligen Zellennachbarn dieses Wissen und setzte es gezielt ein, um Bukow zu erpressen. Als Sohn des ermordeten Unterwelt-Bosses Veit Bukow sollte der seine Kontakte zur Szene spielen lassen, um ihm den eben vakant gewordenen Chefposten zu beschaffen. Gleichzeitig verpflichtet Subocek den Kommissar zur ewigen Treue – ein Deal, dem Bukow zähneknirschend zustimmt, um König zu schützen.

 

König wiederum, mittlerweile mit Bukow liiert, spürt, dass etwas nicht stimmt. Während sie und ihre Kollegen im Kommissariat Ermittlungsergebnisse zum Mord des Unterweltbosses Tito auswerten, macht sich Bukow im Alleingang auf Verbrecherjagd. Inmitten von Chaos und Hektik macht König dann Bukow einen Heiratsantrag – ein Glück, das natürlich nicht lange währen kann. Immerhin weiß mittlerweile jeder interessierte Zuschauer, dass Sarnau ihre Rolle im Rostocker Polizeiruf behält. Der Knoten löst sich, als Bukow seiner Verlobten von der Erpressung erzählt. Sie beschließt die Flucht nach vorn: Sie will sich stellen. In dem Fall drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft wegen Beweismanipulation.

Sympathischer Bulle erschießt fiesen Gangsterboss - ein Happy End gibt es trotzdem nicht.

Doch das Schicksal scheint es gut mit den verliebten Kommissaren zu meinen: Bei einem Zusammentreffen von Subocek und dem rechtsradikalen „Falken“, der ebenfalls die Kontrolle über Rostocks Verbrecherlandschaft übernehmen möchte, kommt es zum Schusswechsel. Bukow, der für Subocek den Falken hätte erschießen sollen, schaut aus sicherer Entfernung zu, wie sich die Verbrecher gegenseitig ausschalten. Zeitgleich wird das Haus von Spezialeinsatzkräften der Polizei umstellt. Bukow hätte seelenruhig dabei zusehen können, wie Subocek verhaftet wird. Doch dann wäre er nicht Bukow. Aus Rache, seinen Vater in einen Hinterhalt gelockt zu haben, erschießt der sympathische Bulle den fiesen Gangsterboss. Notwehr war das nicht.

Doch das wissen nur Bukow und König. Die will die gemeinsame Zukunft aber nicht auf einer weiteren Lüge aufbauen. „Wir rutschen gemeinsam immer weiter ab“, sagt sie im letzten langen Gespräch der beiden – starke Szenen, die Sarnau und Hübner mit ihrem intensiven Spiel unter Hochspannung setzen. Bukow sagt König, dass er gehen wird – sie habe die Chance, nochmal ganz von vorne anzufangen, als „gute Polizistin, die sie ist“ oder ihn zu begleiten. „Bonnie und Bukow“, „König und Clyde“ witzeln sie gequält. Doch das Ende ist konsequent: König und Bukow, jeder bleibt sich treu und lässt den anderen los. Eine starke Story für ein trauriges Ende. Der Polizeiruf 110 aus Rostock wird nie mehr so gut sein. Aber man soll ja bekanntlich niemals nie sagen…

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