Mord im ewigen Sumpf
Der Österreicher ist ja per se ein insgesamt lässigerer Menschenschlag als der Deutsche, aber auch Felix Austria ist nicht gefeit vor „Oaschlöchern“, wie sie der Wiener nennen würde. Beim jüngsten Tatort schlossen die sich gleich zu einem Verein zusammen, dessen wahre Intention jedoch ein wenig im Verborgenen blieb – irgendwas mit Sicherheit und irgendwie braun angehaucht, aber mehr wurde nicht verraten. Und eben das war auch das Manko des Wien-Krimis mit dem Titel „Verschwörung“, denn unbedingt notwendig wäre dieses Organisations-Konstrukt nicht gewesen. Im Grunde ging’s um eine stinknormale, wenngleich ebenfalls höchst anrüchige Spezlwirtschaft in politischen Kreisen – nicht ganz so durchdringend wie bei der CSU, aber genauso kriminell.
Je mehr Hintergründe ans Licht kamen, desto eher wurden die Mordermittler zu investigativen Rittern im Kampf für soziale Gerechtigkeit.
Dass zwei dieser geradezu erdrückend sympathischen Gestalten und obendrein Hauptprofiteure des Schmierengeschäfts ihr Leben aushauchten, war soweit keine Tragödie. Viel beklemmender war da schon die Machtlosigkeit der Ermittler, die vorrangig nur einen Mordfall aufklären wollten. Doch je mehr Hintergründe ans Licht kamen, desto eher wurden sie zu investigativen Rittern im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Und als solche ganz schnell ausgebremst: Ein Anruf des ersten Hauptverdächtigen reichte und Chefermittler Moritz Eisner verlor nicht nur seinen avisierten Posten als Koordinator zur Europol in Den Haag, sondern gleich seinen kompletten Beamtenstatus. Auf dem Arbeitsamt beantwortete er die Frage der erstaunten Sachbearbeiterin, was er denn gemacht habe, gewohnt trocken: „Meinen Job.“
So nonchalant, wie Bibi Fellner und Moritz Eisner auch sonst die Mahnungen und Zurechtweisungen Ihres Vorgesetzten ignorieren, so konsequent wühlten sie sich auch diesmal ohne Rücksicht auf Verluste durch den Sumpf einer abgehobenen Parallelgesellschaft. Diese Lässigkeit macht den unwiderstehlichen Charme des bewährten Wien-Teams aus: Die Tränen-und-Trauer-Show der greinenden Witwe beeindruckt Fellner ebenso wenig wie Eisner die Drohgebärden eines aufgeblasenen Bürgermeister-Wichtels und Großkopf-Handlangers. Nur dass auch der „Ernstl“ zu der Bande gehört und diese Mitgliedschaft auch noch achselzuckend mit dem Satz abtut: „Huifts ned, schad’s ned“, trifft Eisner wirklich.
Kulisse für die Korruption um Grünland, das nach dem billigen Verkauf an die Vereinsfreunde sofort in Bauland umgewidmet wurde, war eine pußtaheiße, saftig grüne Hauptstadt Österreichs – ein kleines Detail mit großer Symbolkraft. Im Sommer wird so mancher Dreck ausgeschwitzt. Die Idee, die zwei Mordopfer zu Konkurrenten in Turnschuhen zu stilisieren und damit den Verdacht erst in eine andere Richtung zu lenken, war ein amüsanter Winkelzug. Natürlich war das Ende wenig versöhnlich – der schändlich Betrogene, der am Ende alles verliert und der Verein, der mit weißer Weste aus der Sache herausmarschiert. Aber so ist das Leben – auch im wunderschönen Wien.
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